"Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es." - das ist wohl der bekannteste Ausspruch von Simone de Beauvoir. Gendermäßig könnte es heute auch heißen: "Du bist nicht einfach per default ein Geschlecht, sondern du kannst dir das Geschlecht aussuchen, je nachdem, wie du dich dafür einsetzt."
Wie wird Simone de Beauvoir heute verstanden, 60 Jahre nach Veröffentlichung ihres Buches "Das andere Geschlecht"? Darüber sprachen Prof. Sabine Hark (Moderation), Ingeborg Gleichauf (Philosophin und Autorin aus Freiburg, hat sich mit Hanna Arendt beschäftigt und Beauvoir-Biographie geschrieben), Effi Böhlke (Politologin und Philosophin aus Berlin, befasst sich mit Frankreich und Russland) sowie Meredith Haaf (Autorin "Wir Alphamädchen" und Bloggerin bei der maedchenmannschaft aus München).
In der Diskussion ging es viel um die Frage von Freiheit und Selbstbestimmung. Programmatisch erwähnte Sabine Hark das wohl berühmteste Beauvoir-Zitat "Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es." - Hark sagte sie fänd die französische Version besser: „On ne naît pas femme, on le devient.“ - wohl weil das "devenir" etwas mehr bedeutet als nur "werden", nämlich auch "entwickeln". Das könnte heute vom Feminismus in Gender-Theorie auch so übersetzt werden, dass ein Geschlecht nicht ohne weiteres verliehen wird, sondern dass man (sic) sich auch dafür einsetzen muss, bestimmte geschlechtliche Zuschreibungen für sich einzufordern. Im Prinzip könnte Simone de Beauvoirs Satz so auch mit "Doing Gender" übersetzt werden, "Du bist nicht einfach per default ein Geschlecht, sondern du kannst dir das Geschlecht aussuchen, je nachdem, wie du dich dafür einsetzt."
Das führt natürlich etwas weg vom eigentlichen Inhalt der Diskussion, die eher feministisch angehaucht war. Das war auch durchaus so gewollt, eine Frau auf dem Panel schloss ausdrücklich die Techniker in ihre Begrüßung mit ein, um "Sehr geehrte Damen und Herren" sagen zu können. Stimmte fast, von ca. 70 anwesenden Menschen im Publikum ließen sich nur ca. 5 als männlich einordnen. Heraus kam in der Diskussion, dass Simone de Beauvoir für viele noch als Vorbild taugt. Meredith Haaf: "Sie war selbstbestimmt, hoch intellektuell, elegant, belesen, hat viele Leute getroffen - so will man ja echt sein! Das war das glamouröseste und interessanteste Leben, das ich mir vorstellen konnte!" Haaf lobte gleichzeitig noch die Komplexität der Darstellung, dass Frauen nicht immer nur Opfer seien und die Einteilung in Gut und Böse nicht so leicht funktioniere, hier sei das Buch hoch aktuell.
mehr über die Veranstaltung hat auch Susanne Haslinger geschrieben.