von Marie Friese
Die Macht der Medien
Im zweiten Teil der Tagung, konnte sich zwischen drei verschiedenen Workshops entschieden werden: „Beitrag der Politik zur Subversion“, „(Selbst-) Inszenierungen im Netz“ und „Beitrag der Medien zur Subversion“. Tom Schimmeck, Journalist und Mitbegründer der taz, und Chris Köver, Redakteurin und Herausgeberin des Missy Magazines, sollten im letzteren Workshop also darüber diskutieren, wie die Medien die Darstellung der Geschlechter verändern und (mit)bestimmen.
Tom Schimmeck stellte uns ausführlich sein Buch „Am besten nichts Neues“ vor und versuchte deutlich zu machen, wie viel Macht die Medien über Geschlechterbilder haben. Am Beispiel vom Fall der Politikerin Andrea Ypsilanti wurde verdeutlicht, wie es Medien gelingt eine einzige Frau zu demontieren, ihr die Glaubwürdigkeit abzusprechen und eine politische Karriere zu verhindern. Die aktuell geforderte Frauenquote in Führungspositionen hätte an diesem niederschmetterndem Medienecho gegen Ypsilanti nichts geändert, so scheint der allgemeine Konsens der Diskussion. Denn auch Journalistinnen waren zu genüge an der Demontage Ypsilantis beteiligt.
Leider zog sich der Fall Ypsilanti durch den ganzen Workshop, sowie die anschließende Abschlussdiskussion und fing an zu viel Raum einzunehmen, weswegen dann andere Aspekte zu kurz kamen. Wie zum Beispiel die Frage danach, wie Medien unterstützt werden könnten gegen Mainstream-Meinungen zu halten und neue Geschlechterbilder zu konstruieren. Oder wie Frauen in den Medien mehr für ihre Taten als für ihr Aussehen bewertet werden können. Es fehlte schlichtweg der Ausblick in die Zukunft und Anregungen für ein Handeln im hier und jetzt.
Vorbilder schaffen mit Missy Magazine
Umso erfrischender war der Vortrag von Chris Köver, die es schaffte mit der Vorstellung ihres Missy Magazines einen Weg aufzuzeigen, wie Medien beeinflusst und verändert werden können: mensch gründet einfach selber ein neue Zeitschrift und ändert in dieser alles, was einem in den bis jetzt vorhandenen Medien stört.
2008 gründete Chris Köver, zusammen mit Stefanie Lohaus und Sonja Eismann das Missy Magazine. Sie waren genervt von der Magazinlandschaft in Deutschland und mit Hilfe einer Förderung gelang es ihnen diese fixe Idee bald in die Realität umzusetzen. Sie wollten ein feministisches Magazin, welches sich aber auch Themen der Mode und Musik widmet, gleichzeitig aber auch politische Themen aufgreift. Abgebildete Frauen im Missy Magazine bezeichnen sich nicht per se als Feministinnen, können aber als Vorbildfunktion für andere Mädchen und Frauen herhalten, weil sie etwas machen, was „cool und spannend ist“ und sie gut darin sind. Ferner gibt es in der Zeitschrift auch Beiträge zum Thema Kochen, wie zum Beispiel das Rezept für einen“ DJ-Set Kuchen“.
Doch auch an diesem Punkt bleibt für mich die Frage bestehen, was ich selbst tun kann, um Medien in eine geschlechtersensible Richtung zu verändern, ohne gleich ein eigenes Magazin zu gründen.
Frauen in der Politik
Das Abschlusspanel wurde von Prof. Dr. Gesine Schwan, Präsidentin der Humboldt-Viadrina-School of Governance, Marion Knaths, Leiterin von sheboss und Ines Pohl, Chefredakteurin der taz, bestritten. Claudia Neusüß, Gastprofessorin an der TU Berlin und Mitarbeiterin bei compassorange, moderierte die Diskussion. Leider glich diese einem Austauschforum zum Thema „Wie kommt Frau in die Politik“. Prof. Dr. Gesine Schwan reflektierte ausgiebig den Verlauf ihrer Kandidatur für das Amt der Bundespräsidentin 2004 und 2009. Sie zeigte auf, wie schwierig es für sie war in dieser Zeit als ernsthafte Kandidatin anerkannt zu werden und in Artikeln nicht nur auf ihr Äußeres, wie ihre „Vogelnestfrisur“, beschränkt zu werden. Der Umgang der Medienmacher_innen mit Angela Merkel kam ebenfalls nicht zu kurz. Sie wurde als Politikerin beschrieben, die es inzwischen wohl teilweise geschafft hat, in den Medien für ihre Politik bewertet zu werden und weniger für ihre äußere Erscheinung.
Frauen, die weder in der Politik eine Rolle spielen, Journalistinnen sind oder Führungspositionen inne haben, bekamen kaum Raum an diesem Abend. Auch die Rolle von Männern in den Medien wurde auf die Politiker Helmut Schmidt und Joachim Gauck beschränkt. Die (fehlende) Darstellung von Menschen, die sich nicht in die Logik der Zweigeschlechtlichkeit einordnen lassen (Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender) wurde thematisch nicht angeschnitten. Oder wäre diese Tagung nicht auch eine gute Gelegenheit gewesen, um das relativ flach ausgefallene Medienecho über die Stellungnahme des Ethikrates über Intersexuelle zu beleuchten?
Frauen als Medienmacherinnen
Dafür wurde die aktuelle Debatte über die Frauenquote für Journalistinnen in Führungspositionen aufgegriffen. Es wird eine Frauenquote von mindestens 30 Prozent in Spitzenpositionen von Redaktionen gefordert. Hierbei wird deutlich: Es ist längst überfällig geworden, dass Frauen sich unter die Männerdomäne der Chefredakteure mischen. Aber auch: Eine differenzierte und geschlechtersensible Berichterstattung wird es nicht per se dadurch geben, dass Frauen Medien machen. Als Beispiel kann hier wieder der Fall von Ypsilanti herangezogen werden.
Was Menschen brauchen, um einen geschlechtersensiblen Journalismus betreiben zu können, wäre hier eine gut Frage zur Vertiefung gewesen. Anstelle dieses Aspektes bekommen die Teilnehmenden der Tagung noch einen kleinen Crash-Kurs zum Thema die „Haltung der erfolgreichen Frau“. Wir machen eine Körperübung, setzen uns an den Stuhlrand und versuchen Haltung anzunehmen. Dies soll nicht nur gegen Aufregung wirken, sondern auch Männer überzeugen. Kurz danach folgt zum Glück die Kritik aus dem Publikum: „Warum lernen wir gerade hier, uns an männliche Haltungsnormen anzupassen?“
To be continued
Die Tagung vermittelte einen vielfältigen Einblick in verschiedene Themenkomplexe die Medien und Gender berühren. Es wurde deutlich, wie machtvoll Medien sind, uns im Alltag prägen und das politische Geschehen beeinflussen können. Gender matters! Doch die Chanceüber Ideen zu reden, wie wir unsere Medien gerne haben würden und wie wir zu diesem Ziel gelangen können, wurde vertan. Medien werden von Menschen gestaltet, unterliegen also auch der Möglichkeit des Wandels. Ebenfalls ging ich an diesem Tag mit der Frage hinaus, welche Konsequenzen die Erkenntnisse für mich als nicht Medienschaffende haben sollten. Wo sind meine Handlungsoptionen und Verantwortungen, welche Rolle spiele ich in der medialen Macht?
Diese Fragen werden auf der Folgeveranstaltung, die es voraussichtlich geben wird, hoffentlich berücksichtigt werden. Genauso wie das nächste Mal auch ein intersektionaler Blick Beachtung finden muss.
Zurück zum Artikel, was da betrieben und beschrieben wird ist Herumschnippseln am Blattwerk. Andersherum salopp gefragt, warum sehnt sich frau immer noch danach Päpstin werden zu wollen und vergeudet so kostbare Energie und Lebenszeit?
Wie Mary Daly* vor Jahren schon klar gemacht hat ohne Exodus*, ohne das Vaterland zu verlassen, werden wir nirgends hinkommen, nie in das Land der Mütter und Tanten, der Töchter und Schwestern gelangen. Für Einige, Vielen von uns Frauen beginnt die grosse Tragik hier, dass wie immer wir diese mann-o-zentrische Gesellschaftsform(en) bezeichnen wollen, dass den meisten von uns die Erinnerung daran und die Sehnsucht danach radikal ausgelöscht und ausgetrieben worden ist.
Es geht darum uns zu erinnern, welcher Rasse* wir angehören und sich weder von Alltagsnotwendikeiten, Scharmützeln und tausender Ablenkugsmanöver, die das aktuelle System für Frauen bereithält abzulenken. Saint-Exupérys Diktum könnte frau so umformulieren:
Willst du in einer Gesellschaft leben, wo frau ihren angestammten, natürlichen und kraftvollen Platz hat, muss die Sehnsucht nach dem Mütternland freigelegt, erinnert und geweckt werden......
emily-patrice zürich