Nira Yuval Davis beschreibt in ihrem etwas differenzierter als in der Ankündigung betitelten Vortrag "
Nationalism, belonging, globalisation and the 'ethics of care'" eine von emotionsfreien Räumen bestimmte globalisierte Welt. Die Analyse ist bestechend. Politik und Wirtschaft, eine globalisierte allenthalben, sowie die Angelegenheiten der Nation und Aktionen zu ihrem Schutz sind Bereiche in denen das Vermögen rational zu denken und zu handeln vorausgesetzt und erwartet wird. Wer in diesen Bereichen erfolgreich und wirkungsmächtig sein will muss durch Verstand brillieren. Anders sieht dies im Bereich der Betreuung und Pflege aus. Wenn einerseits die Produktion immer weiter Richtung Osten verlegt wurde, so wurde das was Yuval Davis als "care gap", also die Leerstelle in der Fürsorge und Versorgung jener, die dies nicht mehr oder noch nicht oder nie für sich selbst tun können bezeichnet, durch migrante Arbeitskräfte geschlossen. Das zieht wiederum eine immer grösser werdende Lücke in den Herkunfstländern der Migrant_innen nach sich.
Einen fatalen Widerspruch sieht Yuval Davis nun zusätzlich darin, dass ebenjene, die den "care gap" zunächst in den Industrieländern schließen nicht nur durch ungeklärten "citizenship" in eine prekäre Lage geraten sind, sondern zusätzlich zu dem, sich dem "belonging" also einer Zugehörigkeit entziehen, die sie zu Zielen von Ausschluss und Angriffen macht.
Somit wird Aggression und Ausgrenzung auf gerade den Bereich
gerichtet, in dem einander zugewandtes, emotionsbehaftetes Handeln noch
angesehen, angebracht und gestattet ist.
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