Im Foyer
der Heinrich Böll Stiftung in Berlin Mitte werden derzeit und noch bis zum 11. Juli Frauen zum Mitnehmen – „Women to go“ – in Postkartenformat auf
drei entsprechenden mobilen Ständern den Besuchern des Hauses zur Schau
gestellt. Mathilde ter Heijnes Installation im unmittelbaren Eingangsbereich
wirkt zunächst ästhetisch anziehend und motiviert, der eigenen visuellen sowie
haptischen Neugierde nachzugehen.
Auf den Karten sind fotografische Darstellungen
unterschiedlicher Frauen aus dem 19. Jahrhundert zu sehen. Mehr noch, und das
vorwiegend, gibt sich bald ein ethnografischer, ein männlicher, von außen
kommender Blick auf die zum Objekt mutierten Frauen zu erkennen. Obwohl
zunächst ihre Individualität hervorgehoben zu sein scheint, wird bald deutlich,
dass sie in Haltung, Kleidung und Sitte ihrer Zeit und ihrem jeweiligen
Kulturkreis höchst angepasst sind. Für zusätzliche Irritation sorgt die kurze
Biografie einer vermeintlich berühmten anderen Frau auf der
Postkartenrückseite. Durch die willkürliche Verbindung von Text und Bild,
scheitert die hoffnungsvolle Suche nach einem erkennbaren Gegenüber, nach einer
greifbaren Identität.
Postkarten stellen oft Erinnerungsstücke dar, dienen
als Projektionsfläche für Ideen und Sehnsüchte und bieten ein Mittel, sich der
Welt mitzuteilen. Diese Postkarten aber scheinen sich eines alten und nur allzu
gewöhnlichen Tricks bedient zu haben. Sie locken mit Schönheit und Exotik und
verwehren anschließend jegliche Einblicke in ihr Innenleben. Sie bleiben
undefiniert und geheimnisvoll. Mitnehmen will ich keine von ihnen. Ihre
Leere macht mir Angst. Gerne hätte ich gewusst, ob zeitgenössische doppelseitige
(Selbst-)Porträts von Frauen anders auf mich gewirkt und der Idee Mathilde ter
Heijne nicht besser gedient hätten.